Der 6.06. - der Tag, an dem die große Probe für den Marathon anstand, war gekommen. 34 lange Kilometer standen vor mir und ganz ehrlich: Ich hatte jetzt schon echt Bammel, dabei war diese Distanz immer noch 8 km von der eigentlichen Strecke entfernt, die ich bereits in einem Monat vor mir hatte. Hatte ich genug trainiert? Dies sollte sich zumindest teilweise heute herausstellen.
Bereits um 6.00 Uhr war das Treffen am Runners Club angesagt - viel zu früh, denn ich musste ja vor diesem langen Lauf eigentlich auch noch frühstücken. Vor den letzten Läufen (u.a. Halbmarathondistanz) hatte ich zwar nie etwas gegessen, aber da war mir am Ende meist auch schon etwas schwindelig gewesen. Das wollte ich bei diesem Lauf nicht riskieren, also stellte ich meinen Wecker auf die psychologisch grausame Zeit mit der 4 vorne. "Oh my gosh!", wie die Australier so gerne sagen. Da ich aber natürlich trotzdem knapp dran war, nahm ich diesmal *Luxus, Luxus* das Auto - ich wollte auch nach dem Mega-Lauf nicht auch noch Rad zurückfahren müssen.
Am Runners Club wurden wir dann alle in den ausgebuchten circa 50 Leute fassenden Bus eingeladen. Eigentlich sollte der Bus zunächst bei 18, 21 und 26 km stoppen, er fuhr aber immer und immer weiter. Langsam wurde ich ungeduldig: Wir fuhren schon fast eine Stunde und der erste Stop war immer noch nicht da? Das konnte doch nicht sein. Wie weit sollte ich denn dann noch laufen??? Aber scheinbar hatte der Busfahrer sich dann doch umentschieden und warf uns "längste Läufer" dann doch zuerst raus. An der Grenze zu New South Wales in Coolangatta beim Point Danger war also unser Startpunkt und vom Applaus der im Bus sitzen bleibenden Läufer, welche kürzer laufen wollten, stiegen wir also aus dem Bus aus. Nun gab es kein zurück mehr. Ich hatte klugerweise auch keine Buskarte mitgenommen, ich wollte ja nicht auf falsche Gedanken kommen. =) Demnach musste ich gezwungenermaßen ALLES zurück laufen und das war ziemlich weit. Denn vom Point Danger konnten wir die ganze Gold Coast überblicken und in weiter Entfernung funkelten die winzigen Türme von Surfers Paradise. Na super, dass sogar das Q1 Gebäude, welches das höchste Gebäude der Gold Coast sein soll, recht klein aussah...
In unserer kleinen Gruppe von etwa 8 Leuten (der Bus war prall gefüllt mit mindestens 50 Leuten, aber nur 8 davon wählten die längste Strecke), u.a. waren auch Ean (mit ihm lief ich den Halbmarathon) und Agustina (eine Doktorandin aus Argentinien) dabei, liefen wir dann los - und das leider nicht langsam..."Shit! Das halte ich niemals die ganze Strecke durch!", dachte ich mir schon nach den ersten 5 km. Eigentlich sollte es ja ein Trainingslauf für den Marathon werden und kein Wettkampflauf. Aber scheinbar gab es auch noch ein paar andere, denen das Tempo zu schnell war und die dann ebenfalls mit mir zusammen langsamer liefen. Aber trotzdem überholten wir auch noch Läufer von den kürzeren Strecken. Ean verabschiedete sich dann nach etwa 20 km, weil es ihm schlecht ging, also war ich nur noch mit Agustina alleine. Aber als auch sie immer langsamer wurde, lief ich dann ganz alleine weiter, was auch bis Surfers Paradise (circa 5 km vorm Ende) sehr gut ging. Aber wie auch viele vom Runners Club meinten, ist Surfers Paradise eine Art psychische Barriere, ab welcher man total kaputt ist und nicht mehr weiterlaufen will. Man ist ja quasi schon "Zuhause", aber dennoch zieht sich die Strecke immer länger und es kommt immer wieder noch eine Abbiegung, die man nicht mit einberechnet hatte. Tja, so erging es dann auch mir. Kaum war ich durch Broadbeach durchgelaufen und kam an die Strandpromenade von Surfers, waren meine Beine bleischwer und meine Motivation verschwunden. Die erste Gehpause musste her und mit den schweren Beinen war es auch nicht gerade einfach wieder los zu laufen. So schleppte ich mich von einer Ecke zur nächsten "Nur noch bis zu nächsten Brücke laufen", ... Als ich am Ende dann aber noch ein paar weitere Läufer vom Runners Club überholte, die Schweiß überströmt und keuchend sich die letzten Meter zum Club schleppten, motivierte mich das letztendlich doch noch mal. Und beim Runners Club erwartete mich dann auch das wie immer aufgetischte Obstbüffet! Jipieh! Allerdings schmeckte ich nicht einmal mehr die Orangen, mein Mund war wie betäubt. Voll komisch, das muss durch die vollkommene Erschöpfung gekommen sein. Ziemlich viel später trudelten dann auch Agustina und Ean vollkommen erschöpft ein!
Der Runners Club schmiss währenddessen erst mal sein BBQ an - oh Gott, wer wollte nach so einem langen Lauf denn bitte ein schön fettiges BBQ essen. Ich sicherlich nicht! Stattdessen freute ich mich darauf, mit dem Auto zurück zu fahren (juhu! Ich war auch schon jetzt mega übersäuert!) und eine zweite Runde zu schlafen, hehe. =)
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